Erdkinderplan
Seit 2022 gibt es an der Montessori-Schule Freilassing den Erdkinderplan. Darunter versteht man Maria Montessoris Erziehungs- und Bildungskonzept für Jugendliche. Für sie war es besonders wichtig, die Entwicklungsbedürfnisse der Kinder und Jugendlichen in den Vordergrund zu stellen. Der kindliche Entwicklungsprozess gliedert sich nach Montessori in drei Phasen: Erstes Kindheitsstadium (0 bis 6 Jahre), Zweites Kindheitsstadium (6 bis 12 Jahre) und Jugendalter (12 bis 18 Jahre), die jeweils einen deutlichen neuen Entwicklungsabschnitt darstellen.
Im Jugendalter befinden sich die Jugendlichen im Übergang vom Kind, das in der Familie lebt, zum Erwachsenen, der in der Gesellschaft leben muss. Während der Pubertät befindet sich das Gehirn im Umbau. Bestehende Strukturen, die nicht mehr gebraucht werden, werden abgebaut und neue neuronale Verbindungen werden aufgebaut. In diesem Alter sind die Jugendlichen oft sehr emotional. Das liegt daran, dass das limbische System, das für die Verarbeitung von Gefühlen und Impulsen zuständig ist, schneller reift als andere Hirnareale. Das logische Denken wird durch diesen Umbau im Gehirn oft völlig blockiert, weshalb Schülerinnen und Schüler in diesem Alter in der Schule oft Probleme haben. Druck und Zwang bewirken hier oft nur, dass sich die Jugendlichen völlig verschließen und keinerlei Leistungsbereitschaft mehr zeigen. Deshalb hat Montessori für diese Altersstufe den Erdkinderplan entwickelt. Die Jugendlichen können dabei im geschützten Rahmen Erfahrungen in der Gesellschaft sammeln.
Raus aus dem Klassenzimmer, rein ins Leben!
Unser Erdkinderplan findet in Perach statt. Dort hat die Schule ein kleines Areal gepachtet mit der Möglichkeit zum Gemüseanbau, Ackerbau und Tierhaltung. Die Schülerinnen und Schüler können sich zum Beispiel um Rasen- und Heckenpflege kümmern und die Fläche instand halten. Außerdem können sie Lebensmittel produzieren, die sie im Anschluss verkaufen. Dieses Geld können sie reinvestieren und so den Umgang mit Geld lernen.
Die Jugendlichen dürfen selbstständig praktische Arbeiten angehen und bewältigen, müssen sich untereinander organisieren und absprechen und dabei Konflikte bewältigen. Sie haben großes Mitspracherecht und dürfen selbst entscheiden, woran sie arbeiten möchten.
Der Erdkinderplan vereint viele Unterrichtsfächer. Durch das aktive Erleben wird das Gelernte stärker im Gehirn der Schülerinnen und Schüler verankert als theoretisch erlerntes Wissen.
Hier finden Sie eine kleine Auswahl an Unterrichtsinhalten, die während des Erdkinderplans erlernt werden:
- Deutsch (Briefe/E-Mails schreiben, z.B. an den Bürgermeister, Artikel für die Website oder eine Zeitung schreiben etc.)
- Mathematik (Flächenberechnung bei den Beeten, Kostenrechnungen etc.)
- Englisch (Beschriftungen der Pflanzen auf Englisch, englische Erklärvideos ansehen zur Recherche etc.)
- Natur und Technik (Pflanzenanbau, Samengewinnung, Pflege der Pflanzen etc.)
- Wirtschaft (Wirtschaften mit Geld etc.)
- Technik (Reparieren und Bauen von Igelhäusern oder Vogelhäusern etc.)
- Ernährung und Soziales (Geerntetes verkochen und haltbar machen etc.)